Anlegerverhalten

 

[engl. investor behavior], [KOG, WIR], ps. Forschung zum Anlegerverhalten befasst sich vorrangig mit der Kontrastierung von ökonomisch rationalem Anlegerverhalten (Rationalität) und tatsächlich vorgefundenem Anlegerverhalten. Mittlerweile gilt als gut abgesichert, dass viele Anleger nicht rein rational (also auf der Basis integrierter, verfügbarer Informationen wie z. B. Dividenden oder Gewinnzuwächsen) agieren (sog. rational traders), sondern dass einige Anleger auch dann nicht reagieren, wenn vorliegende Informationen ein Handeln nahelegen würden (sog. passive traders) bzw. handeln, obwohl die zugrunde liegenden Informationen (z. B. Gerüchte) nicht verlässlich sind (sog. noise traders). Bei der Gruppe der noise traders wird dabei angenommen, dass sie die Valenz von Informationen überschätzen, die Zuverlässigkeit der Informationen hingegen zu wenig berücksichtigen. Eine weitere Fehlinformation, die häufig (fälschlicherweise) von Anlegern genutzt wird, ist der bisherige Kursverlauf (v. a. bei Darbietung von Trends bzw. Kursveränderungen anstelle von Kurshöhen). Dieser bietet jedoch aufgrund der Zufälligkeit der Kurse von Finanzwerten (sog. random walks) oft keine rationale Basis für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen. Zudem wurde festgestellt, dass der ursprüngliche Kaufpreis bei Verkaufsentscheidungen ebenfalls eine Rolle spielt (sog. sunk-cost effect, Entscheiden, Entscheidungstheorie, Entscheidungsheuristiken, Kaufentscheidungen, Rationalität von) und dass Verliereraktien typischerweise länger gehalten werden als Gewinneraktien (Dispositionseffekt). Dass von diesen Erklärungsansätzen auf indiv. Ebene auch auf die Marktebene geschlossen werden kann, ist jedoch noch nicht gesichert. Insgesamt können in Bezug auf Anlegerverhalten versch. Einflüsse unterschieden werden: (1) Affektive Einflüsse (Affekt) umfassen z. B. die akt. Stimmungslage oder Einstellungen. Empir. Belege für affektive Einflüsse liegen jedoch eher spärlich vor. (2) Soziale Einflüsse umfassen Aspekte wie interpersonelle Kommunikation und Gruppenprozesse (Gruppe, Gruppendynamik), Medieninformationen (Medienrezeption, Medienwirkungen) oder Verhaltensbeobachtung (Beobachtungslernen). Empirische Befunde liegen hierbei vor allem bzgl. Medieninformationen (Förderung der Erwartung von Trends durch Bereitstellung vermeintlicher Begründungen) und der Beobachtung des Verhaltens anderer Personen (z. B. im Sinne gleichförmigen Verhaltens, auch wenn dies von der tatsächlichen Informationslage her gar nicht gerechtfertigt ist; sog. Herdenverhalten)vor (Entscheiden unter Unsicherheit). (3) Selbstüberschätzung wie Überoptimismus (Glaube daran, dass man selbst weniger von neg. Ereignissen getroffen wird als andere Personen, Optimismus), Kontrollillusion (Überschätzung des Ausmaßes der eigenen Kontrolle) oder Overconfidence (Überschätzung der Sicherheit eigener Urteile (Urteilen)), wobei alle drei Formen empirisch als hinderlich für rationale Finanzentscheidungen bestätigt werden konnten. Finanzpsychologie.

 

Referenzen und vertiefende Literatur

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