Affektive Störungen

 

[engl. mood disorders, früher: affective disorders;  lat. afficere befallen, in eine Stimmung versetzen], [KLI], Gruppe von psych. Störungen, deren zentrales Element eine abnorme Veränderung der Stimmung oder der Affektivität ist. Häufig geht diese mit einer Veränderung der Motivation und des Aktivitätsniveaus einher. Depression und Manie stellen den Kern der Affektiven Störungen dar. Bei der Depression findet sich eine gedrückte Stimmung, ein Verlust an Freude und Interesse (Anhedonie) oder ein verminderter Antrieb wieder. Im Ggs. hierzu zeichnet sich die Manie im Kern durch eine euphorisch überhöhte bis reizbare Gemütslage, gepaart mit einem übersteigerten Aktivitätsdrang aus. Beide Zustände werden als Extrempunkte oder Pole auf einem affektiven Kontinuum verstanden. Affektive Störungen können daher unipolar, also ausschließlich depressiv oder manisch ausgeprägt sein, oder auch in einer bipolaren Form auftreten. Bipolare Affektive Störungen zeichnen sich dadurch aus, dass sich depressive und manische Symptomatik abwechseln oder Merkmale beider Pole gemischt vorliegen. Für bipolare Störungen wurde lange der Begriff manisch-depressive Erkrankung verwendet. Affektive Störungen können anhand weiterer formaler Merkmale näher bestimmt werden. In den psychiatr. Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM-5 (Klassifikation psychischer Störungen) werden die uni- und bipolaren Affektiven Störungen in Bezug auf den Schweregrad (leicht, mittelgradig, schwer, teil- und vollremittiert), zusätzl. Symptomatik (u. a. psychotisch) und den Verlauf (singuläre Episode, revidierend-phasenhaft vs. anhaltend) eingeteilt. ICD-10 und DSM-5 unterscheiden Affektive Störungen hinsichtlich ihres bisherigen Verlaufs bspw. danach, ob sie als Einzelepisode, in wiederkehrenden (rezidivierenden) Episoden oder langanhaltend-chronisch vorliegen. Die Tab. gibt die ICD-10-Einteilung der Affektiven Störungen nach ihrem Verlauf wieder. Die einzelnen Formen der Affektiven Störungen können zudem jew. weiter ausdifferenziert und entspr. dieser Ausdifferenzierung klassifiziert werden (s. Anhang I, F34, F38). Differenzierte Formen der Affektiven Störungen finden Sie unter den jew. Hauptstichwörtern (Depression, bipolare Störungen, Manie).  In begründeten Fällen können Affektive Störungen zusätzlich nach der Ursache spezifiziert werden, sofern (1) diese obj. nachweisbar ist, (2) bekannt ist, dass sie diese Symptome verursachen kann, und (3) sie in einem zeitlichen sowie logischen Zusammenhang mit dem Auftreten der Affektiven Störungen steht. Lässt sich der Beginn der affektiven Symptomatik auf einen med. Krankheitsfaktor, wie eine endokrine Störung (z. B. Schilddrüsenerkrankung) oder eine Schädigung des zentralen Nervensystems zurückführen, wird von einer organischen Affektiven Störung gesprochen. Tritt die Symptomatik infolge einer Substanzintoxikation oder eines Entzuges auf, wird die Diagnose einer substanzinduzierten Affektiven Störung gestellt. Steht eine leichte depressive Symptomatik in Zusammenhang mit einem zeitlich vorausgehenden belastenden Ereignis, kann eine Anpassungsstörung mit depressiver Symptomatik diagnostiziert werden.

Verlauf
EinzelepisodeMehrere EpisodenAnhaltend
Unipolar

Hypomanie (F30.0)

Manie (F30.1)

Depressive Episode (F32)

-Bipolare Affektive Störung (ausschließlich manische oder hypmanische Episoden; F31.8)

Rezidivierende depressive Störung (F33)

Dysthymie (F34.1)
Bipolar Bipolare Affektive Störung (depressive und hypomanische oder manische Episoden; F31) Zyklothymie (F34.0)
Einteilung der Affektiven Störungen nach ICD-10 auf der Basis des Verlaufs
Die Tabelle steht Ihnen nur mit der Premium-Version zur Verfügung.

Datenschutzeinstellungen

Wir verwenden Cookies und Analysetools, um die Sicherheit und den Betrieb sowie die Benutzerfreundlichkeit unserer Website sicherzustellen und zu verbessern. Weitere informationen finden Sie unter Datenschutz. Da wir Ihr Recht auf Datenschutz respektieren, können Sie unter „Einstellungen” selbst entscheiden, welche Cookie-Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass Ihnen durch das Blockieren einiger Cookies möglicherweise nicht mehr alle Funktionalitäten der Website vollumfänglich zur Verfügung stehen.